Wir kennen diese Momente, in denen wir schreiben möchten und es kommt nichts. Keine Idee, kein Wort zu Papier und die Motivation verabschiedet sich auch direkt wieder.
Ich wünschte, ich könnte dir ein Allgemeinrezept an die Hand geben, womit sich Schreibblockaden lösen lassen. Leider habe ich das nicht. Sollte jemand aber auf ein solches stoßen, lasst es mich gerne wissen. Es gibt durchaus Momente, in denen ich das gebrauchen könnte.
Aber da sind wir nun, in der ganz eigenen Geschichte der Schreibblockade. Vielleicht würde es den Knoten lösen, einfach über die Blockade zu schreiben? Die Gedanken ins Dokument fließen zu lassen und dabei zu erfragen, wo es herkommt.
Manchmal wissen wir allerdings schon, wo der Schuh drückt, da könnte diese Aufgabe möglicherweise erleichtern, aber nach einer Lösung müssen wir in jedem Fall noch suchen.
Frustration und Selbstvertrauen
Das erste Hindernis ist die Frustration, die sich breit macht. „Warum klappt das schon wieder nicht?“, „Warum wollen die Worte nicht raus?“, „Was mache ich falsch?“ – Die Fragen kennen wir sicher. Dabei rutschen wir in einen Teufelskreis aus mehr Frustration. Je mehr wir darüber nachdenken, desto mehr rutschen wir hinein in die Abwärtsspirale. Irgendwann haben wir unser Selbstvertrauen dann so weit in dieses Loch geworfen, dass wir uns gar nicht mehr zutrauen, jemals noch einmal schreiben zu können.
Ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin, die bereits einmal an diesem Punkt angekommen ist. Wo es schwierig ist, irgendein Wort aufzuschreiben, weil man schon an dem einen einzigen Wort zweifelt. Und dann zweifelt man wieder an sich selbst, weil „wenn ich schon dieses dumme Wort hinschreibe, dann kann es gar nicht mehr besser werden“. Weit entfernt von einer win/win Situation.
Den Prozess umkehren
Wenn es auch so einfach wäre. Aber ein bisschen Arbeit haben wir vor uns. Wenn das Selbstvertrauen nämlich weg ist, dann kommt das scheinbar nicht so einfach wieder zurück. Da müssen wir wohl Überzeugungsarbeit leisten.
Natürlich ist jede Person individuell, da kann und darf ich gar keine Empfehlungen geben, weil das eine oder andere nicht für jede Person funktioniert. Und dafür bin ich auch nicht ausgebildet. Ich möchte dich ja nicht auf einen für dich weniger guten Weg führen.
Was auch immer aber für dich passt, um nicht in dieser Spirale weiter hinunter zu drehen, ist dein Rezept. Damit solltest du im besten Fall einfach die Spirale wieder hinauf klettern und langsam an positivere Gedanken kommen.
Mein Weg
Ich hatte viele Momente, in denen ich dachte, ich müsse doch langsam schon ganz unten angekommen sein, nur damit mein Hirn mir aufzeigte, dass die Spirale noch lange nicht unten zugelaufen ist. Es schien immer noch eine Etage tiefer zu gehen. Ich weiß gar nicht, in welchem Kellergeschoss mein Selbstvertrauen sich mittlerweile versteckt hatte.
Und ich glaube auch, dass es noch immer in einem dieser unterirdischen Stockwerke ist, aber langsam die Treppen wieder hinauf kommt. Das war ein ganzes Stück Arbeit und ich bin überzeugt, je weiter ich hoch komme, desto leichter fällt es mir, die Stufen wieder zu erklimmen.
Ich würde sagen, eine Schreibblockade kommt nicht einfach so. Irgendwo passt bei uns etwas nicht, weshalb wir uns dann selbst im Weg stehen. Bei mir sind über die Jahre der immer schlimmer werdenden Depression und dem dann entdeckten ADHS natürlich einige Dinge angefallen, die mir sämtliches Selbstvertrauen genommen haben. Und auch das Schreiben wurde nicht verschont.
Durch die ADHS-Diagnose und einiger Jahre Therapie komme ich langsam wieder an eine Stelle, in der ich in dieser Spirale nach oben schauen und das Licht sehen kann.
Zur Zeit schreibe ich fast täglich. Vieles davon sind aber Gedanken, die ich herunter schreibe. Dann nehme ich mir gelegentlich einen Schreibimpuls vor und auch wenn das dann kleine Geschichten von ein paar hundert Wörtern sind, ist das wieder eine kleine Geschichte mehr, als ich vorher hatte. Es ist ein Schritt weiter. Eine Stufe rauf. Jedes Mal, wenn ich etwas schreibe, auch wenn es eben nur ein paar Gedanken sind, kann ich spüren, wie ein Gefühl zurück kommt, was mich früher sehr viel hat schreiben lassen.
Und mit jedem Mal schreiben, kommen immer weniger negative Gedanken dazu.
Alles ist eine Übung und jede Übung lässt mich Dinge verbessern. Das wiederum gibt mir mein Vertrauen zurück, dass ich schreiben kann.
Und wenn mein Kopf sich weigert, dann gehe ich einen von zwei Wegen: entweder mache ich einfach eine Pause – weil alles unter Zwang wohl nicht viel bringt – oder ich suche so lange nach etwas, was ich schreiben könnte, bis mein Hirn mitmacht und ein paar Ideen zulässt (z.B. gehe ich die Liste der Schreibimpulse durch, bis meine Augen an einem hängen bleiben). Ich unterscheide da auch nach „Würde ich jetzt schreiben können, wenn ich eine Idee hätte?“ und „Will heute irgendein Wort aus meinem Kopf raus?“.
Und so geht es langsam die Spirale wieder hinauf.
Wie gehst du mit einer Schreibblockade um?
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